Stadtspaziergang mit „Hexenverfolgung“
- 23. Okt.
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14 Personen waren beim letzten themenorientierten Stadtspaziergang am 9. Oktober beteiligt, der von der Ordensmühle zum Hexenturm führte. Dort wartete bereits Stefan Völker, der in überaus anschaulicher und lebendiger Weise Interessantes zum Thema „Hexenverfolgung“ zu berichten wusste. Schnell wurde klar, dass das Thema sich relativ komplex darstellt, denn sowohl soziale, wirtschaftliche und politische als auch religiöse Voraussetzungen können zum Verständnis beitragen.

Während es im 16./17. Jahrhundert zwischen 60 – 80.000 Hinrichtungen in Europa gab, waren es im damaligen „Deutschland“ schätzungsweise 25.000, wobei es zu 80 % Frauen betraf. Vor allem während des 30-jährigen Krieges sei die „Hexenverfolgung“ ein Thema gewesen, denn es waren Zeiten der Instabilität, wobei auch damals eine volkstümliche Magiegläubigkeit vorhanden war. Meist genügte schon die Beobachtung, dass man nicht in die Kirche gegangen sei und auch nicht am Abendmahl teilgenommen habe. Weitere Vorwürfe hatten dann dazu beigetragen, dass man eine Nähe zum Teufel nachweisen wollte. In Kirchhain habe es keine Hinrichtungen gegeben, wohl aber seien mehrere Fälle bekannt, bei denen überwiegend Frauen verhört und verurteilt worden sind. Meist seien sie dann an das zuständige Gericht in Marburg überstellt worden.
Wie Stefan Völker am Beispiel der Elisabeth Sack aus dem Jahre 1639 verdeutlichte gab es zunächst Gerüchte und Verdachtsfälle bevor es zu einer Anklage, zu einem Verhör und eventuell zu einer Verurteilung gekommen sei. Die Folter war damals ein legales Mittel- auch im Falle der E. Sack-um ein Geständnis zu erzwingen. Da sie sich zu den Vorwürfen nicht bekannte, wurde sie des Landes verwiesen, durfte am Ende aber doch bleiben, da sie von der Folter zu geschwächt war.
Einig war sich die Gruppe darüber, dass bisweilen auch heutzutage in bestimmten Zusammenhängen die Gerüchteküche brodele und Menschen unberechtigterweise gemobbt würden. Auch das Vorhandensein von Verschwörungstheorien sei in unserer Gesellschaft durchaus zu beobachten.
Nachdem man sich zum Abschluss noch zu einem Erinnerungsfoto vor dem Hexenturm versammelte wurden noch großformatige Bilder vom früheren Aussehen des Turmes und zum Verlauf der ehemaligen Stadtmauer gezeigt. Wer sich genauer zum Thema der Hexenverfolgung in Kirchhain informieren möchte, dem sei der Beitrag von Stefan Völker in der Chronik aus dem Jahre 2002 empfohlen. Den Abschluss der diesjährigen 5 Themen-orientierten Spaziergänge bildete ein gemeinsames Mittagessen in einer nahegelegenen Pizzeria. Dabei wurde noch einmal Bilanz gezogen und auch Themenvorschläge für das Jahr 2026 gemacht.
Text und Foto: Klaus Reese
Redaktionelle Aufbereitung: Frank Wagner





