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„Kriege sind keine Naturkatastrophe, sie werden von Menschen gemacht“

  • 31. März
  • 3 Min. Lesezeit

Anzefahrer erinnerten mit einer Gedenkveranstaltung an die Kampfhandlungen in ihrem Ort vor 80 Jahren und wiesen darauf hin, dass ein jeder gefordert ist, die Demokratie zu erhalten.


Gedenkansprachen des Ortsvorstehers Christoph Kissling und der 1. Vorsitzenden des Vereins Anzefahr - Mein Dorf e.V. (Foto: Oliver Groß)
Gedenkansprachen des Ortsvorstehers Christoph Kissling und der 1. Vorsitzenden des Vereins Anzefahr - Mein Dorf e.V. (Foto: Oliver Groß)

Ortsbeirat und der Verein Anzefahr – Mein Dorf e.V. hatten mit Flyern zu einer Gedenkveranstaltung für Samstag, d. 29. März um 15.00 Uhr, in die Mehrzweckhalle eingeladen. Mehr als 80 Personen waren der Einladung gefolgt.

Ortsvorsteher Christoph Kißling und die 1. Vorsitzende des Vereins Anzefahr – Mein Dorf e.V., Efrosini Kaioglidou, erinnerten in ihren Ansprachen am Kriegerdenkmal an die Toten und Vermissten der beiden Weltkriege und mahnten auch, alles dafür zu tun die Demokratie zu schützen und den Frieden zu erhalten. Zum Gedenken wurde eine Schale mit Vergissmeinnicht am Kriegerdenkmal niedergestellt und, während die Totenglocke erschallte, gedachten die Anwesenden in Stille den Verstorbenen des 1. und 2. Weltkrieges unserer Gemeinde.


Im großen Saal der Halle fand der Gedenktag seine Fortsetzung, indem Rosa Kissling Kindheitserinnerungen von dem im Jahr 1945 zehnjährigen Hieronymus Hühn (†) über die Ereignisse um den 29. März 1945 vorlas. Diese lösten während des Kaffeetrinkens eine rege Diskussion aus, da auch noch Zeitzeugen anwesend waren.


Kindheitserinnerungen von Hieronymus Hühn vorgelesen von Rosa Kissling
Kindheitserinnerungen von Hieronymus Hühn vorgelesen von Rosa Kissling

Mit einem Lichtbildervortrag von H.-Chr. Nahrgang wurde zunächst versucht, die Ereignisse, die zum Ausbruch des 2. Weltkrieges führten und die Lebenssituation in Anzefahr zwischen 1939 und 1945 darzustellen. Mit weiteren Fotos, Dokumenten und den Aufzeichnungen aus der Schulchronik von Anzefahr wurde über die Kampfhandlungen am Gründonnerstag vor 80 Jahren berichtet, um dann auch die Situation der Flüchtlingsfamilien und Heimatvertriebenen zu schildern. Da in der Schulchronik auch die Namen der vermissten und gefallenen Soldaten sowie einer Rot-Kreuz-Schwester festgehalten sind, wurden zum Abschluss des Nachmittags auch deren Fotos gezeigt.


Lichtbildervortrag von den Vorboten des 2. Weltkrieges bis zum Neubeginn und die Schicksale der gefallenen Soldaten und einer Rot-Kreuz-Schwester von H.-Chr. Nahrgang
Lichtbildervortrag von den Vorboten des 2. Weltkrieges bis zum Neubeginn und die Schicksale der gefallenen Soldaten und einer Rot-Kreuz-Schwester von H.-Chr. Nahrgang

In die Geschichte von Anzefahr ist der 29. März 1945 als Schreckenstag eingegangen. Eine deutsche Infanterie Einheit versuchte, den Vormarsch der aus Großseelheim und Schönbach herannahenden Amerikaner noch aufzuhalten. Bei diesen Kampfhandlungen starb auf amerikanischer Seite ein Offizier und auf deutscher Seite wurden 2 Soldaten verwundet und der Grenadier Hermann Compernass getötet. Er fand auf dem Anzefahrer Friedhof seine letzte Ruhestätte und sein Grab wird von freiwilligen der Gemeinde seither gepflegt. Während der Gedenkveranstaltung wurde erinnert an die 17 Gebäude, die während der Kampfhandlungen komplett oder teilweise abbrannten. Die Menschen hatten Schutz gesucht in den Gewölbekellern entlang der heutigen Marburger Straße und einige Familien waren in der Nacht zuvor nach Sindersfeld ausgewichen. Besonders tragisch sind die Schicksale von zwei Familien, da sie ihre drei Söhne auf den Schlachtfeldern des Krieges verloren und an diesem Tag auch ihre Gehöfte vollständig niederbrannten.

Durch die Berichte der anwesenden Zeitzeugen wurde deutlich, wie sich die damaligen Ereignisse in den Erinnerungen gefestigt haben und sie auch bis zum heutigen Tage beschäftigen. Einigkeit herrschte in der Auffassung, dass sich diese Ereignisse nicht mehr wiederholen dürfen und ein jeder von uns gefordert ist, seinen Teil dazu beizutragen.


Frau Efrosini Kaioglidou dankte am Ende einer gelungenen Veranstaltung allen Anwesenden für ihr Kommen und ihr Interesse. Einen besonderen Dank richtete sie an die zahlreichen Helferinnen und Helfer, ohne die es nicht möglich ist, Veranstaltungen durchzuführen.



Mit den Worten von John F. Kennedy „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende“ wurden die Anwesenden verabschiedet.




 

Text: H.-Chr. Nahrgang Fotos: Oliver Groß Red. Aufbereitung: Frank Wagner

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