Ab 29.6.2024 verabschieden sich Heike Heckelmann-Nau und Thomas Nau in den Ruhestand, doch für Wurst-Liebhaber am Marktplatz gibt einen Funken Hoffnung für die Zukunft.
Für manche wird es ein schwerer Abschied sein. Nicht nur allein, weil der Verzehr von Putensteak aber vor allem Brat- und Currywurst freitags oder samstags am Marktplatz für viele Kirchhainer fast schon zu einer regelmäßigen Tradition geworden ist, sondern auch, weil unsere beiden Wurst-Ikonen Heike und Thomas auch immer wieder gut für Stadtgespräche waren. Ob Tratsch und Klatsch, schöne Geschichten oder einfach nur dumme Sprüche - mit den beiden wurde es nie langweilig.
Doch nun kommt die Zeitenwende auch für die Wurst am Marktplatz. Das Haus hinterm Imbiss ist verkauft und auch aus gesundheitlichen Gründen war es Zeit, die Grillzange an den Nagel zu hängen, berichten Heike und Thomas.
Vor 24 Jahren fing alles an.
Damals, als Heike am Marktplatz noch das Geschäft für Geflügelfleisch betrieb, übernahmen die beiden den davor stehenden Imbiss von Familie Willi Schneider, einem Mitarbeiter der Metzgerei Sartorius und bezogen ihre Wurst vom ersten Tag an von ebendieser Metzgerei, welche weit über Kirchhain hinaus vor allem für ihre Rippchen aus der Dose bekannt war.
Etwa um 2010 herum kam dann die erste Hürde auf die beiden zu. Mit dem Ruhestand von Gottfried Sartorius und ohne jemanden, der den Betrieb übernahm, musste man sich nach Alternativen umschauen, jedoch möglichst ohne auf den Geschmack zu verzichten, den Kundinnen und Kunden bis dato gewohnt waren und so liebten. Die Lösung tat sich mit der Metztgerei Riehl in Roßdorf auf. Nach wenigen Anläufen und durch Mithilfe des Metzgermeisters Sartorius schafften sie es, die beliebte Wurst nach Sartorius‘schem Rezept – und zu Heikes und Thomas‘ Zufriedenheit – zuzubereiten und beliefern sie noch heute.
Seitdem standen die Beiden an unzähligen Freitagen, Samstagen sowie den großen Markttagen oder bei Events auf dem Marktplatz am Grill und verköstigten sogar schon eine Hochzeitsgesellschaft. Jedoch nicht die, die sich sowieso häufig rund um die standesamtliche Trauung im Rathaus auch mal schnell eine Wust vor der großen Feier genehmigen – das kommt nämlich häufiger vor – sondern bei einer Feier vor Ort in Stausebach vorm Schützenhaus, um ein Versprechen einzulösen. Und so wurde der komplette Imbissstand per Tieflader vor das Schützenhaus gekarrt.
Hin und wieder kam es auch zu kuriosen Geschichten. So soll mal ein Kunde Heike gefragt haben, ob sie auch Wasser hätten und daraufhin eines mit den Worten „Dann hätte ich gerne ein Staatlich Fachinger“ bestellt haben. Dieser speziellen Vorliebe für das bekannte Heil- und Gourmetwasser konnten unsere Grillprofis (für Kenner des Imbisses keine Überraschung) dann leider keine Rechnung tragen.
Seit 2015 gab es hier und da auch Freitags enttäuschte Gesichter nach 15.00 Uhr. Seitdem lassen es die beiden nämlich etwas ruhiger angehen und öffnen den Imbiss nur noch bis zum Nachmittag, statt wie zuvor bis 18.00 Uhr. Eingeweihte wissen bescheid: Wenn der Sonnenschirm vor dem Stand eingeklappt wird, ist es entweder zu windig oder es, Zitat: „gibt nix mehr“. Und mit diesen Worten mussten schon viele Nachzügler umdrehen und sich eine Alternative zur Wurst suchen.
So traurig der Abschied von Heike und Thomas am Marktplatz auch sein mag, sie bleiben uns dennoch in Kirchhain erhalten und sind sicher auch immer wieder zu einem Plausch bereit - vielleicht sogar auf der anderen Seite der Verkaufstheke – als Kunden. Denn zumindest was die Waren angeht, soll es dort auch nach dem 29.6. weiterhin Brat- und Currywurst nach gewohntem Rezept geben. Genaueres ist zwar noch nicht bekannt, aber in den letzten Wochen haben Heike und Thomas bereits neue Arbeitskräfte eingearbeitet, damit dann, unter neuer Inhaberschaft, erstmal zumindest Samstags der Betrieb weitergehen kann. Ich bin sicher, viele Kirchhainer werden das neue Team herzlich willkommen heißen und dem „Wurstautomaten“ am Marktplatz weiterhin die Treue halten.
Heike und Thomas wünsche ich alles Gute für ihre grillfreie (oder wohl eher grillarme) Zukunft und hoffe, dass sie es auch mal genießen werden, wenn sie Freitags und Samstags – ganz nach dem Motto „Chillen statt Grillen“ – auch mal ausschlafen können.
Und um frei nach Douglas Adams zu sprechen:
Macht’s gut, und danke für die Wurst.
Text und Foto: Frank Wagner
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