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„Na danke, noch ein Döner!?“



Das habe bestimmt nicht nur ich gedacht, als bekannt wurde, wer die Nachfolge der Stoffbude am Marktplatz antritt. Doch erst mal gucken, testen und dann urteilen. Am Ende waren es für mich die kleinen aber feinen Unterschiede auf die es ankam.

 

Jaja, was haben wir Kirchhainer so richtig vermisst? Natürlich die Eröffnung eines neuen Dönergrills in unserer Innenstadt! – Es gab ja so lange keine mehr. >Ironie aus<

Wie ihr mir durch viele eurer Kommentare bestätigt habt, ist euch mittlerweile die wachsende Anzahl der – ich nenne Sie mal – „Fressflächen“ in der Innenstadt schon länger ein Dorn im Auge. Und wen wundert’s? Was bleibt, ist eine empfundene Monokultur von Dönerimbissen und Bäckereifilialen (und Versicherungen) und die kommt in unserer Befragung generell nicht gut an – wird sogar als störend kommentiert.

Eigentlich kein guter Boden auf dem der Grill am Rathaus da gedeihen soll, welcher vor kurzem seine Pforten in der Brießelstraße öffnete. Wenn etwas wegfällt, das man hinterher vermisst und dafür etwas kommt, von dem man eigentlich schon genug hat, dann richtet sich der Unmut eben gegen den Neuen auf dem Spielfeld. "Die Betreiber hätten ja schließlich auch mal mit neuen Ideen kommen können."

Nichts desto trotz habe ich dem Grill am Rathaus einen Besuch abgestattet (zunächst als Testkäufer, später offiziell als Blogger) und war positiv überrascht. – Bei meinem ersten Besuch zunächst einmal vom kostenlosen W-Lan für Gäste. Ich werde es zwar selbst nicht brauchen aber in der heutigen Zeit für mich ein absoluter Pluspunkt – erst recht wenn man, wie der Grill am Rathaus Sitzgelegenheiten und einen Mittagstisch anbietet.

Die Wände sind zwar noch etwas kahl (hier könnten ein paar Bilder an den Wänden nicht schaden) aber dafür wirkt der Rest der Ausstattung im Vergleich zum Wettbewerb relativ warm und gemütlich. Statt Fliesen im Gästebereich, Holzlaminat – statt kühler Imbiss-Edelstahl-Spartanität eine einladende Grilltheke – und Gott sei Dank keine Flimmerkiste (die anderenorts anscheinend häufig eher zur Unterhaltung des Personals, anstatt für die Gäste installiert wurde).

Hier geht es deutlich aufgeräumter und übersichtlicher zu – so mein Eindruck. Das merkt man auch der Zutatenauslage an, die zwar auf den ersten Blick recht überschaubar aber auf den zweiten dann doch für einen Imbiss ungewöhnlich vielfältig ist.

 

Da wir ja nun wirklich viele Vergleichsmöglichkeiten in Kirchhain haben, ließ ich es mir nicht nehmen, einen kleinen Test zu machen und stellte den Döner vom Grill am Markt auf die Probe.

Das Fladenbrot – im Pizzaoffen aufgewärmt – wird knusprig aber bleibt zugleich auch "fluffig-volumig" anstatt zu einer Flunder gequetscht zu werden. Letzteres stört vielleicht nicht jeden aber ich mag die erste Variante lieber. Dazu kommen dann die üblichen Zutaten: Eisbergsalat, Weißkraut, Tomaten, Gurken und… Rotkraut (huuui!). Auf Wunsch habe ich mir dann auch noch mal Pepperoni mit dazu legen lassen (gab’s ohne Aufpreis). Auch das eine Besonderheit: „Scharf“ gibt’s hier nicht einfach nur aus dem Streuer, sondern dazu auch als (selbstgemachte) scharfe Soße aus Tomaten, Paprika frischen Kräutern, Peperoni usw.. Resultat: Zusammen mit der Knobi-Soße und dem Fleisch meiner Meinung nach ein Döner, den ihr durchaus selbst mal probieren solltet.

Soviel also erst einmal zu dem, was alle anderen auch haben. Natürlich dürfen da auch nicht Dönerbox, Dönerteller, Lahmacun, die Standard-Pizzen, -Burger und die üblichen Salate auf der Speisekarte fehlen (wir kennen das ja bereits…oooh ja, wir kennen das). Diese Speisen dürft ihr gerne selbst testen und vergleichen.

Wer aber auch mal was anderes probieren möchte, muss die Speisekarte etwas genauer studieren, wird dann aber fündig. Der Grill am Rathaus bietet z.B. eine traditionelle türkische Linsensuppe, Iskender Teller, Pfannengerichte mit Reis (Hähnchen und Lammfleisch) und verschiedene Grillspieße (z.B. Hähnchen, Hackfleisch, Lamm) mit Beilagen. Bei den Pizzen stach für mich eine besondere heraus, die ich wohl demnächst mal probieren werde: Sucuk heißt die Nummer 36 und ist neben der namensgebenden türkischen Knoblauchwurst noch mit Peperoni belegt.

Zum Angebot hinzu kommt dann noch der bereits erwähnte „täglich frische Mittagstisch“ (Mo-Fr von 11:30 - 13:30 Uhr). Was dort zukünftig serviert wird?... Lassen wir uns überraschen.

 

Heute besuchte ich dann den Grill am Rathaus sowie seine Inhaber Claudia Herrmany-Palme und Menderes Şenal zum zweiten Mal und gab mich als Lokalblogger zu erkennen. In meinem Gespräch mit den beiden und einem kleinen Rundgang wurde meine erste Vermutung dann noch einmal bestätigt. Hier kommt so gut wie gar nichts aus der Tüte/Dose. „Wir legen großen Wert darauf, möglichst viele Komponenten frisch und in kleinen Mengen zuzubereiten“, so Herrmany-Palme. Davon durfte ich mich dann auch bei einem Rundgang in der hinteren Küche selbst überzeugen. Die Soßen werden nicht fertig gekauft sondern selbst gemacht. Das Gemüse ist frisch und selbst die Champignons auf der Pizza kommen nicht aus dem Glas/der Dose, sondern werden erst bei einer Bestellung frisch in Scheiben geschnitten. Das Dönerfleisch besteht zu 100% aus reinem Kalbfleisch und auch das Hackfleisch für die Adana-Spieße wird selbst gewürzt.

„Wir sehen uns nicht als Dönerimbiss, sondern als Grilllokal“, so Şenal. Döner stünde zwar auf der Karte ganz vorne, doch das habe nunmal damit zu tun, dass er der Deutschen liebster Imbiss ist. Doch gerade mit den Grillgerichten hätte man vieles zu bieten, was es so in Kirchhain noch nicht gibt und möchte dort den Fokus sehen. Außerdem werde man in Zukunft mit den Mittagsgerichten auch immer wieder versuchen, den Gästen neue, unbekannte Gerichte anzubieten (am kommenden Montag gibt es z.B. gefüllte Auberginen).

Auf das Ambiente des Lokals angesprochen, erzählte mir Frau Herrmany-Palme, dass es den Betreibern wichtig war eine Atmosphäre zu schaffen, die Gäste und kleine Gruppen zum Verweilen einlädt. „Wir haben dafür im hinteren Bereich unseren kleinen Sitzpavillon angelegt und extra für unsere Kunden eine Gästetoillette installiert“ (welche ich übrigens als sehr ordentlich und sauber wahrgenommen habe). „Natürlich stehen wir noch am Anfang und deshalb wird sich im Laufe der kommenden Wochen auch noch etwas bei der Dekoration tun. Nippes oder Kitsch versuchen wir jedoch zu vermeiden. Bei unseren Gerichten sind wir immer offen für Ideen und Verbesserungsvorschläge unserer Gäste – vor allem was den Mittagstisch angeht“.

 

Mein (bisheriges) Fazit: Auch wenn ich es nicht gedacht hätte, vor allem weil der Grill am Rathaus ja bei vielen Gerichten in die gleiche Kerbe seiner Mitbewerber schlägt, habe ich meinen anfänglichen Frust darüber erst einmal überwunden und werde ihm aufgrund meines ersten, positiven Eindrucks definitiv weiteren Kostproben unterziehen. Mein anfänglicher Eindruck, dass man es hier mit einem Betreiber zu tun hat, der Wert auf Details und frische Zutaten legt, wurde bei meinem Rundgang noch einmal bestätigt. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn sich der Grill etwas mehr durch eine deutlich andere Speisekarte vom Kirchhainer Angebot abgehoben hätte – aber vielleicht kommt das ja noch. Letzten Endes bestimmt ja auch die Nachfrage das Angebot – also ihr. Und vielleicht können wir dann ja auch mal zur Abwechslung einen Sucuk-Döner kosten 😊:


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