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Da waren’s nur noch…



Ab 1. Mai wird mit TeeZeit ein weiteres Geschäft in der Kirchhainer Innenstadt leer stehen. Was Manuela Bromm-Gläser zu diesem Schritt bewog und wie es bis dahin weiter geht, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Ungebremst geht das Einzelhandelssterben in der Kirchhainer Innenstadt weiter. Nun hat eine weitere Einzelhändlerin ihre Geschäftsaufgabe bekannt gegeben und reiht sich damit in das Zehn-kleine-Negerlein-Spiel (darf man das überhaupt noch so nennen?) mit ein. Auch in den vergangenen Monaten verschwanden trotz der Bemühungen des Magistrats (z.B. die Einführung der Eventreihe „Kirchhain – sehen, hören, genießen“, welche die Innenstadt beleben sollte) weitere Verkaufsflächen: Lagotka, die Stoffbude, Ripken und die Perleninsel sind Geschichte und im März wird Moser folgen.

Seit mittlerweile über zwölf Jahren bietet Manuela Bromm-Gläser in ihrem Geschäft weit über 300 Premium-Teesorten sowie Geschenksets und Zubehör an. Einmalig im Ostkreis war dabei die qualitativ hochwertige und große Auswahl. Ein Geheimtipp für Teeliebhaber (zu dem ich übrigens auch erst durch diesen Laden geworden bin).


Auf die Gründe für ihre Aufgabe angesprochen, antwortete mir die Inhaberin: „Es rechnet sich einfach nicht mehr“. Liefen die ersten vier Jahre noch sehr gut, ging seither der Umsatz kontinuierlich zurück. Zum ersten mal spielte sie dann nach dem Weihnachtsgeschäft 2016 mit dem Gedanken, den Laden zu schließen – hoffte aber noch auf eine Besserung in 2017. Diese trat aber dann leider nicht ein. Von einem Weihnachtsgeschäft im vergangenen Jahr sei so gut wie gar nichts zu bemerken gewesen und auch die Märkte boten nicht das Potenzial vergangener Zeiten. „Früher hatten wir mit fünf Personen an den Markttagen drinnen und draußen alle Hände voll zu tun. In der jüngsten Vergangenheit haben wir den Betrieb locker mit zwei Mann bewältigen können“, so Bromm-Gläser. Es rechne sich für sie einfach nicht mehr, neun Stunden am Tag im Laden zu stehen und am Ende des Monats weniger in der Tasche zu haben, als ein 450-Euro-Jobber.

Die Gründe für den Umsatzrückgang sind für sie eindeutig an der rückläufigen Attraktivität der Kirchhainer Innenstadt und im Wandel des Einkaufsverhaltens der Kunden festzumachen. „Ich mag meine Fußgängerzone – aber früher war sie eben wesentlich voller. In den ersten vier Jahren war auch der Laden immer gut besucht und man hatte kaum Leerlauf. Aber gerade beim Zubehör kommt natürlich auch das Internet mit ins Spiel“, berichtet die Inhaberin. Vor allem im vergangen Jahr sei für sie sehr auffällig gewesen, wie viele Menschen in das Geschäft kommen, Produkte abfotografieren, um dann, wie sie vermutet, im Netz nach günstigeren Preisen zu recherchieren.

Dazu komme noch, dass die Menschen schnell ihren Tee während ihrer Einkäufe Supermarkt erwerben und dabei immer seltener auf hohe Qualität achten. Ein weiterer Tropfen für dass ohnehin schon volle Fass sei dann noch durch den Verkehrsversuch Anfang 2017 hinzugekommen. Dieser habe sich bei ihr durch einen weiteren merklichen Umsatzrückgang bemerkbar gemacht.

Das es auch anders geht, zeigt sich ihrer Meinung nach in Marburg, wo sie bis vor wenigen Jahren ebenfalls ein Geschäft hatte. Zwar habe die Oberstadt auch um ihre Kundschaft zu kämpfen – aber gerade der Verkehrsverein würde sich sehr stark für die Belange der Einzelhändler gegenüber dem Magistrat ein- bzw. durchsetzen und würde – gerade durch die enge Zusammenarbeit mit dem Marburger Stadtmarketing – immer tolle Projekte und Promotions auf die Beine stellen.

In Kirchhain hätte sich Frau Bromm-Gläser von Seiten der Stadtverwaltung etwas mehr Unterstützung gewünscht. So wäre es ihrer Meinung nach auch Aufgabe der Stadt, die Fußgängerzone z.B. mit schöneren Bepflanzungen, mehr Spielgeräten und zeitgemäßen Sitzgelegenheiten attraktiver zu gestalten oder den Menschen den Weg zur und vor allem das Parken in der Innenstadt zu erleichtern. Dabei sprach sie auch den Punkt an, der in der MeinKIRCHHAIN-Umfrage zum Thema Einkaufen in Kirchhain ebenfalls von vielen Befragten genannt wurde: Verlängerung der kostenlosen Parkplatznutzung (z.B. auf eine Stunde).

Mehr Verständnis und Toleranz hätte sie sich in der Vergangenheit auch von den Ordnungshütern der Stadt gewünscht: „Es kann doch nicht sein, dass man beim Be- und Entladen gleich aufgeschrieben wird, obwohl man durch ein Schild im Auto anzeigt, dass man dort Geschäftsinhaber ist.“

Im Interesse aller noch übrigen Geschäfte und der Kunden in Kirchhain würde sich Frau Bromm-Gläser wünschen, dass sich die Einzelhändler zukünftig mehr abstimmen und zusammentun.

Gerade für ihre treue Kundschaft bedauert Manuela Bromm-Gläser, dass sie den Laden schließen muss, denn wer zukünftig höherwertigen Tee haben möchte, müsse zukünftig mindestens bis Marburg zu TeeGschwendner fahren. Die Kette mit über 100 Filialen in Deutschland böte allerdings nicht die Premium-Tees von der alveus Manufaktur oder von Herr Fein. Stammkunden, die bisher diese Sorten bevorzugten, müssten sich eher in Richtung Frankfurt orientieren – oder sich eben der Händler im Internet bedienen, denn bisher ist noch kein Kirchhainer Einzelhändler in Sicht, der das Geschäft oder Teile des Sortiments weiterführen wird.

Bis zum 30. April wird man aber bei TeeZeit seinen Tee noch wie gewohnt bekommen können. „Der Tee wird bis mindestens Ende Februar im Bestand weiter bestellt“, so Bromm-Gläser.

Bei den Non-Food-Produkten fängt allerdings jetzt schon der Ausverkauf an und diese (außer der Kirchhain Kolter) können ab sofort mit 20 % Rabatt erworben werden.

 

MeinKIRCHHAIN.de-Umfrage: Einkaufen in Kirchhain

Eine weitere Geschichte und ein weiterer Anlass, um das bisher ungebremste "Einzelhandelssterben" unserer Innenstadt etwas tiefer zu ergründen. Bei meinen Recherchen habe ich eine interessante Studie entdeckt und nun daraus einen Fragebogen entwickelt, der diese Thematik aufgreift.

Hier also mein Aufruf und meine Bitte an euch: Nehmt euch zwei bis fünf Minuten Zeit und füllt doch den folgenden Fragebogen zum Thema "Einkaufen in Kirchhain" aus und teilt den Link dazu (goo.gl/otwFRW) mit möglichst vielen Freunden und Bekannten.

Es ist für euch nur ein geringer Aufwand – aber je mehr mitmachen, desto repräsentativer wird das Ergebnis. Vielleicht führt diese Umfrage ja auch zu ganz neuen Erkenntnissen und ich werde versuchen, meinen Beitrag dazu leisten, dass diese Erkenntnisse dabei helfen, eine Trendwende einläuten zu können.

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