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Bürgerbeteiligungs-Workshop – Ein Bürgerfazit



Gestern Abend lud Olaf Hausmann zur letzten Veranstaltung im Rahmen der Bürgerbeteiligungs-Workshops ins Bürgerhaus ein. Bei dieser Abschlusspräsentation wurden die Ergebnisse der vorangegangenen Workshops durch den Bürgermeister und die anwesenden Moderatoren Karsten Henrich (von der Gladenbacher Werbeagentur provinzglück) und Christoph Janssen (Großseelheimer Medienagentur janssen-media) erörtert. Anschließend durften die Anwesenden Bürger selbst noch einmal ran und in mehreren Arbeitsgruppen die wichtigsten Themen in ihrer Umsetzung planen.

Nach der Ergebnispräsentation aus diesen Gruppen gab es dann noch ein kleines Schmankerl in Form einer Präsentation, wie ein neues, modernes Erscheinungsbild für die Stadt Kirchhain aussehen könnte.

 

Was hat’s gebracht? Wem hat’s genutzt? Was könnte besser laufen?

Was sich hier erst einmal liest, wie der Kommentar eines resignierenden Bürgers, ist gar nicht so böse gemeint. Der Workshop war meiner Meinung nach ein guter Anfang, Bürger in Entscheidungsprozesse mit einzubinden. Immerhin, gab es so eine Veranstaltungsreihe in der Vergangenheit meines Wissens nach noch nicht in Kirchhain. Man möge mich eines Besseren belehren, falls ich hier irre.

Böse Zungen mögen sagen: „Wenn den Entscheidungsträgern die Ideen ausgehen, fragen sie die Bürger, um dann deren Ideen entweder als ihre Erfolge bei der nächsten Wahl verkaufen zu können oder – im Falle eines Scheiterns – die Verantwortung auf den Bürger zu schieben, der das ja so wollte“. Aber auf so ein Politikum möchte ich mich gar nicht einlassen, denn ich bin in erster Linie Bürger und genieße den Vorteil, mir keine Sorgen, um Einflusserhalt oder -gewinn machen zu müssen. Für mich ist nur wichtig, was für Kirchhain – und damit auch gut für mich als Kirchhainer ist.

Und ja, ich denke es IST gut, wenn sich Bürger einmischen und mitreden dürfen, denn nur so weiß der Magistrat und wissen unsere Stadtverordneten, was wir möchten und welche Bedürfnisse wir haben.

Was davon umgesetzt wird oder werden kann, hängt dann natürlich wiederum davon ab, welchen Spielraum die Stadt Kirchhain hat. Das zu entscheiden, obliegt jedoch nicht uns, sondern unseren gewählten Vertretern. Wir können lediglich dafür sorgen, dass dieser Spielraum (z.B. durch ehrenamtliches Engagement) wächst.

Eine Veranstaltungsreihe wie diese bringt nicht nur Ideen hervor, sondern auch Mitbürger, die sich bereiterklären, die eine oder andere Aufgabe zu übernehmen und das ist ein weiterer Zugewinn für uns als Gemeinschaft.

Schade an den Workshops war allerdings – und auch das wieder nur meine Meinung – dass die Diskussionsrunden viel zu kurz ausgefallen sind. Bei (fast) jedem Workshop gab es vier Gruppen, in denen jeweils ein anderes Thema behandelt wurde. Insgesamt blieb für das Brainstorming ca. eine halbe Stunde Zeit. Natürlich wollte man sich am Tisch die Vorschläge der Anderen anhören – und natürlich wollte man auch selbst ein oder zwei Vorschläge einbringen. Da blieb leider nicht die Zeit, sich auch noch mit den anderen Themen zu beschäftigen.

Es wäre also gut, wenn man hier den Teil des Brainstormings etwas mehr Zeit einräumen würde und dafür versucht, bei der Einleitung und der anschließenden Auswertung zu optimieren – z.B. durch vorab ausgehändigte Informationen für alle Teilnehmer oder Verschieben von Abstimmungen auf eine Online-Plattform.

Die größte Wertschöpfung zieht man meiner Meinung nach aus den Diskussionen und dem Ideenaustausch mit seinen Mitbürgern. Und wen Menschen die Zeit finden zu einem Workshop zusammenzukommensollte man diese kostbare Zeit auch dafür verwenden. Solche Dinge wie „Was bisher geschah?“ oder Abstimmungen lassen sich in der heutigen Zeit auch auf andere Weise effektiver und flexibler für Berufstätige gestalten. Gerade Menschen älterer Generationen, welche sich nicht mit den digitalen Medien beschäftigen können oder wollen, könnte man auch zu einem separaten Abstimmungsabend einladen, wo die Ergebnisse aller vorangegangenen Veranstaltungen noch einmal in sortierter Form vorgestellt werden und dann anschließend „analog“ bewertet werden.


 

Bürgerbeteiligung – doch wo sind die Bürger?

Wie es sich in einem Blog gehört, muss man auch mal seinen persönlichen Senf abgeben.

Kirchhain mit Ortsteilen hat über 16.000 Einwohner. Kamen beim ersten Abend zum Thema „Lebendige und belebte Innnenstadt“ gut 40 Teilnehmer, waren es beim zweiten Abend „Natur, Wohnen und Familie“ noch knapp 30 und beim letzen Thema „Nachhaltigkeit und Finanzen“ gerade mal ein Dutzend. Nimmt man noch die Zuschauer der Abschlussveranstaltung hinzu und zieht vom Gesamtergebnis die Mehrfachteilnahmen, Stadtverordnete sowie Magistratsmitglieder und an der Workshopdurchführung Beteiligte ab, bleiben unterm Strich wohl gut 60 Kirchhainer „Normalbürger“ wie ich, die sich an wenigstens einem Abend mal zur Beteiligung aufrappeln konnten.

Das sind gerade mal 0,3% aller Kirchhainer!

Und jetzt frage ich euch, liebe Mitbürger: Woran lag’s? Ist das Interesse daran, sein Umfeld und die Stadt, in der man lebt, mitzugestalten wirklich so gering? Habt ihr nichts von den Veranstaltungen mitbekommen? Oder seid ihr der Meinung, dass ihr eure Zeit an dem Abend verschwendet hättet, da eure Vorschläge „eh wieder nur im Sand verlaufen“?

Gerade die Generation der unter 30-jährigen war sehr spärlich bis gar nicht anwesend. Dabei hätte es viele Themen gegeben, die besonders für euch von großer Bedeutung gewesen wären (vorausgesetzt, ihr wollt überhaupt eure Zukunft in Kirchhain verbringen): Nachhaltigkeit, Finanzen, Natur, Wohnen, Familie, belebte Stadt, Kultur, Freizeit usw….

Wo wart ihr an den Abenden, an denen ihr die Chance hättet nutzen können, die Zukunft eurer Heimatstadt mitzugestalten?

So wie ich vor allem die ersten drei Workshops erleben durfte, ging es in den Arbeitsgruppen in erster Linie um ein Brainstorming. Jede Idee war erlaubt, nichts wurde tot gequatscht. Auch hier hätte ich mir gewünscht, dass auch mal ein Kind oder ein Teenie mit in der Runde sitzt und den Anwesenden aus erster Hand erzählt, was sie oder er sich in Kirchhain wünschen würde. Vielleicht mal eine gescheite Halfpipe, ein besonderes Spielgerät für den Spielplatz? Lasst doch nicht die Erwachsenen und Alten erraten, was ihr haben möchtet, sagt es selbst. Erzählt den Einzelhändlern bei so einer Veranstaltung, warum ihr lieber online bestellt oder in anderen Städten einkauft, anstatt in Kirchhain.

Vielleicht ist das aber auch der falsche Ansatz… Vielleicht braucht es einfach mal einen Bürgebeteiligungs-Workshop speziell für unsere jüngsten Mitbürger, der einfach mal an die Kirchhainer Schulen kommt. – Wo Kinder und Jugendliche ganz unter sich die ausgefallensten, verrücktesten und am Ende auch DIE zündende Idee für Kirchhain entwickeln können, an die keiner von uns Erwachsenen gedacht hätte.

Ich – als ganz normaler Kirchhainer – würde mich auf jeden Fall freuen, wenn die von Olaf Hausmann angekündigten Workshops im nächsten Jahr etwas voller und wesentlich bunter werden würden.

Was noch bleibt?

Natürlich die Vorstellung des Gestaltungs-Konzepts für ein neues Erscheinungsbildes der Stadt Kirchhain.

Bis dahin viele Grüße aus Mein(em)KIRCHHAIN

Euer

Frank Wagner

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