Fronleichnam in Himmelsberg muss man mal erlebt haben. Am „höchsten Feiertag der Himmelsberger“, wie ihn Arnulf Preis – Mitglied im Verwaltungsrat in der Katholischen Kirche Amöneburger Land – nennt, präsentiert sich das Dorf im wahrsten Sinne des Wortes in voller Blüte. Farbenfrohe Blumengelege, Banner und Buchenzweige säumen die Straßen von Himmelsberg und der Rasenplatz beim Dorfgemeinschaftshaus ist festlich geschmückt mit einem teppichartigen Kreuzgang aus Farnen und Blumenornamenten, dessen Enden in vier Altäre münden.
Mittendrin und drumherum feiert die Gemeinde unter musikalischer Begleitung des Ockershäuser Musikzuges den Gottesdienst zu Fronleichnam, ein Hochfest der katholischen Kirche, an dem die reale Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie (Abendmal) gefeiert wird. Ein zentrales Element sind Prozessionen, bei denen die geweihten Hostien in einem reich verziertem Gefäß, der Monstranz, in der Regel durch die Straßen getragen werden.
„Das war früher auch in Himmelsberg der Fall“, berichtet Gemeindemitglied Alfred Feußner während eines Gespräches im Anschluss der Prozession. In allen vier Himmelsrichtungen des Dorfes hätten die Altäre gestanden. Reich geschmückt und so groß, wie der Hauptaltar bei dem Fest in diesem Jahr. Die Prozessionsstrecken seien ebenso wie der heutige Kreuzweg gesäumt gewesen mit Teppichen aus Farnen und Blumen. Professionelle als auch geübte Altarbauer kümmerten sich um die motivreichen Blumengelege. Im ganzen Dorf verteilt fanden sich außerdem kleinere Altäre, die mit bunten Tüchern, religiösen Figuren und Kreuzen geschmückt waren.
Doch mittlerweile fänden sich immer weniger Menschen, die den hohen Aufwand mittragen und sich am Schmücken beteiligen würden. Hinzu kam laut Feußner, dass im Coronajahr 2020 klassisch-liturgische Abläufe neu gedacht werden mussten. Und so feiert Himmelsberg auch in diesem Jahr Fronleichnam deutlich abgespeckter, als früher üblich. Gleichwohl betreiben die Helferinnen und Helfer immer noch einen enormen Aufwand, und legten auch in diesem Jahr seit halb fünf Uhr in der Früh‘ dutzende Blumenornamente auf die Straßen oder schmückten Rasenplatz und Altäre – über Stunden und teilweise bei strömenden Regen. Doch auch schon Tage vorher mussten im Wald kubikmeterweise Buchenäste und Farnwedel besorgt sowie Blüten aus den Gärten der Dorfgemeinschfaft bereitgestellt werden, damit Himmelsberg das alle vier Jahre im Ort stattfindende Fest durchführen kann – denn die Himmelsberger wechseln sich jährlich mit den Stadtteilen Sindersfeld, Stausebach und Anzefahr ab. Somit darf man sich jetzt schon auf ein großes Fronleichnamsfest 2025 in Stausebach freuen.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich dann dort auch noch ausreichend fleißige Helferinnen und Helfer dafür finden. Denn trotz aller Mühen: vielleicht sind es auch Feste wie diese, die mit der gemeinsamen Vor- und Nachbereitung dazu beitragen, dass in Kirchhainer Stadtteilen starke Dorfgemeinschaften gedeihen. So, wie in Himmelsberg.
Text und Fotos: Frank Wagner
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